Ein scheinbar technischer Begriff für eine Ausstellung, doch verweist er treffend auf die „Herstellung“ der Arbeiten, das die ausgestellen „Landschaften“, trotz einer stark durch Assoziationen geprägten Herangehensweise „konstruiert“ sind. Er macht deutlich, das es sich um einzelne "Schöpfungen" handelt, denn als um ein in sich geschlossenes "Werk" und das er, wie die Werk-Namen mit ihren Konnotationen, Doppeldeutigkeiten und/oder Irritationen, Bestandteil der Ausstellung ist und nicht bloßes Beiwerk oder griffige Beschreibung.


Die Objektivierung der Landschaft bei Ralf Michna:

Längst ist der Begriff Landschaft nicht mehr
einheitlich aufzufassen, sondern der Diskurs eröffnet sich aus unterschiedlichsten Referenzen. Einst als Kerngedanke der Einheit von Mensch und Natur in der Kunst mit einer harmonischen Naturvorstellung verknüpft, ist er inzwischen einem objektivierenden ästhetischen Verständnis gewichen. Der Gebrauch des Landschaftsbegriffes in der Gegenwart zielt deshalb eher auf eine Betrachtung und Vergegenwärtigung von Umgebungen, die nicht mehr das Natürliche und auch nicht mehr ausschließlich das subjektive Verhältnis zur Natur autnehmen. In der künstlerisch konzeptuellen Verwertung wird Landschaft als integrales System begriffen und die eigentliche Auseinandersetzung in die Umwelt verlagert.

Ein gewichtiges Merkmal aller Arbeiten Ralf Michnas ist eine Offenlegung semantischer Vielschichtigkeit von Landschaft, die über die bildhafte Reflexion struktureller Zusammenhänge erfolgt. Werkzeichnungen und Objekte, zuallererst aber die Fotografien, kreisen das Thema materialhaft-reduziert, analytisch-zeichnerisch oder mit dem fotografischen Blick ein. Landschaften treten in ihrer Struktur hervor. Erkennbar sind in allen Werkformen Objektivierungsbestrebungen, die die subjektive Erfahrung von Landschaft als Ausgangsbasis erweitern oder neu bestimmen können. Wiederkehrende Titel (z.B. Las Salinas, Geniusbank, Jade) stellen einen Sinnzusammenhang her, der sich medial in jeweils anderer Weise vermittelt.

Die Landschaftstotografien Michnas stehen der romantischen Landschaftsmalerei nahe im Hinblick auf die Weite und Leere der Landschaft und die Beziehung von Vegetation und Architektur zum Bildraum. Sie konterkarieren aber die aus der Malerei bekannten symbolischen oder allegorische Bezüge der Romantik. Landschaft wird einerseits sinnlich erfaßt, jedoch wirken die Oberflächenstrukturen durch die Grauwerte der Schwarz-Weiß-Aufnahmen fast künstlich. Die selektive Herangehensweise sensibilisiert den Betrachter hinsichtlich der Gegebenheiten, die heutige Landschaft konstituiert in ihren Erscheinungen. Der Landschaftsraum ist für Michna auch ein meßbarer Raum, der Grundlage der weiterführenden strukturellen Verdichtung in den Objekten und Werkzeichnungen ist…